DOI: 10.1515/sirius-2024-1004 ISSN: 2510-2648

Eine fragmentierte Rüstungsindustrie – Europas strategischer Nachteil

Paula Alvarez-Couceiro
  • Media Technology

Zusammenfassung

Die erneute Fokussierung auf Europas Verteidigung infolge des Ukraine-Kriegs eröffnet der Europäischen Union die Möglichkeit, ihren fragmentierten Verteidigungsindustriesektor umzustrukturieren, um so die Sicherheit all ihrer Mitglieder zu stärken. Die EU muss das empfindliche Gleichgewicht zwischen nationalen Interessen und dem Wohl der Union schützen. Diese sensible Balance hat häufig Spannungen verursacht. Seit Gründung der EU haben die Mitgliedstaaten ihre nationalen Sicherheitsangelegenheiten hintangestellt. Das hat nationale Verteidigungsindustrien hervorgebracht, die hauptsächlich Material für den inländischen Bedarf oder für Exporte in Nicht-EU-Länder produzieren, und zur Entwicklung verschiedener Waffensysteme geführt. Diese Fragmentierung hat die Effizienz und die Skaleneffekte der europäischen Verteidigungsindustrie verringert. Während die EU sich durch Initiativen wie Permanent Structured Cooperation um Zusammenarbeit bemüht, müssen nun die verschiedenen nationalen Sektoren stärker kooperieren, um die Herausforderungen des derzeitigen strategischen Umfelds bewältigen zu können. Die groß angelegte russische Invasion in der Ukraine hat erhebliche Schwachstellen im derzeitigen europäischen Verteidigungsindustriesystem aufgezeigt. Dazu gehören die Erschöpfung der Lagerbestände, die Vielzahl von Plattformen, die übermäßige Abhängigkeit von Importen bei kritischen Rohstoffen und Halbleitern sowie die zögerlichen Erhöhungen des Verteidigungshaushalts. Die EU muss sich auf eine gemeinsame Vision bei Bedrohungen und langfristigen Zielen einer geschlossenen Verteidigungspolitik einigen. Erst dann kann sie einen kollektiven Planungs- und Beschaffungsprozesses erarbeiten und so die Vielzahl doppelter und redundanter Systeme reduzieren.

More from our Archive